Vom Halbstarken zum Deckrüden - Teil 2: Ausstellungen Grundlagenwissen

Und hier ist sie wieder, unsere Gastschreiberin Sonja mit ihrem Rüden Demi. Sie wird euch in ihrer Kolumne "Vom Halbstarken zum Deckrüden" informieren wie sich die erste Ausstellung gestaltet, eine Zuchtzulassung realisieren lässt oder wie man Züchter auf seinen Deckrüden aufmerksam macht. Heute Teil 2 Ausstellungen Grundlagenwissen! Mehr interessante Infos zu Demi und Frauchen gibts auf ihrer Webseite! Hier kommt der Link: https://www.pinscherbaron.de/

Wozu das Ganze?


Ausstellungen sind für einen Deckrüdenbesitzer zunächst ein notwendiges Übel, findet man aber seine persönliche Ausstellungsstrategie können die Veranstaltungen mitunter auch großen Spass machen. Schliesslich trifft man kaum woanders so viele Gleichgesinnte auf einem Fleck. Dennoch, Ausstellungen nehmen einen großen Platz im Leben eines Deckrüdenbesitzers ein und das hat im Wesentlichen drei Gründe.

 

1. Zuchtzulassungsvorbereitung

 

Vor dem Deckeinsatz muss der Rüde im Zuge einer Zuchttauglichkeitsprüfung (ZTP) Wesen und Phänotyp (rassetypisches Idealbild) unter Beweis stellen. Ausstellungen sind ein probates Mittel um die Situation eben dieser Phänotypbeurteilung zu üben, da der Ablauf im Wesentlichen der Gleiche ist: ein fremder Mensch tastet den Hund ab, überprüft sein Gebiß, fasst an die Hoden (des Hundes...) und vermisst seinen Körper. Sowas kann schief gehen.

Bildquelle: Dorazett

Demi wurde vor seiner ZTP nur einmal während einer Ausstellung an der Schulter gemessen. Als während der ZTP der Richter Demis Kopf mit einem Riesenmetallstab (genannt Körmaß) messen wollte, fand Demi das ziemlich blöd und beschloß sich lustig so lange auf dem Boden zu wälzen, bis die Beurteilung abgebrochen wurde und wir zu einem anderen Termin fahren mussten. Sowas geht nur ein mal. Zweimaliges Nichtbestehen führt zum Zuchtaussschluss.

 

Zusätzlich muss man neben einer erfolgreichen ZTP und einer Reihe von gesundheitlichen Untersuchungen auch eine Mindestausstellungsbeurteilung eines PSK Richters vorlegen, bei der der Hund mindestens 15 Monate alt ist. Wie man es dreht und wendet, man kommt um das Thema Ausstellungen schon rein aus formellen Gründen nicht drumherum.

2. Sammeln von Anwartschaften und Titel

Ein Champion kann ein Deckrüde nur dann werden, wenn er oft genug auf Ausstellungen die Bestnote in seiner Klasse erhalten hat. Es gibt viele Züchter, die Wert darauf legen, nur Champions in ihrer Zucht einzusetzen und so seid Ihr im Vergleich zur Deckrüdenkonkurrenz automatisch im Nachteil, wenn ihr keine Titel erlangt habt. Das hat zwar mit der Schönheit des Hundes nur bedingt etwas zu tun, mit der Schönheit der Ahnentafel oder der Wurfankündigung aber in jedem Fall. Ein Wurf von Champions macht schon was her. Sagt man.

 

3. Zeigen Deines Rüden

... und das ist eigentlich der wichtigste Punkt: Nirgends hast Du die Chance Deinen Rüden so oft den Züchtern live zu zeigen und vorzuführen wie auf Ausstellungen. Das ist Segen und Fluch zugleich, denn die Konkurrenzsituation spürt auch Dein Rüde. Entsprechend kannst Du davon ausgehen, dass die Gerüchteküche brodeln wird, wenn die Rüden im Ring aus Platzmangel anfangen sich zu zoffen. Nichts verbreitet sich schneller als ein negatives Image, auch wenn jeder Züchter schon selbst in so einer Situation gesteckt hat. Deshalb ist es umso wichtiger Deinen Rüden auch in seiner normalen Verfassung ausserhalb der Ringsituation vorzuführen.

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Aber manchmal muss man da eben durch. Ich hab wirklich versucht es unterhaltsam zu machen aber ... es geht einfach nicht. Es ist nunmal trockene Materie. Dafür hab ich versucht es kurz und knackig zu halten und einmal durchlesen reicht. Hauptsache Ihr wisst, was grob zu beachten ist und wo Ihr nachschlagen könnt.

Welche Ausstellungen es gibt


Spezialrassehundeausstellungen

Diese werden üblicherweise von den Orts- und Landesgruppen der Rassezuchtverbände ausgerichtet. Beispielsweise gibt es beim PSK die 'OG Schau' und die 'KSA' (Klubsiegerausstellung) mit und ohne Sondertitel (wie 'Badensieger', 'Hessensieger' oder dergleichen). Nur bei den KSAs lassen sich sog. Anwartschaften für den Klubsieger oder den Landeschampion ergattern. Hierbei zählen die Bewertungen, zu denen ich nachher im Detail komme.

 

Nationale/Internationale Hundeausstellungen

Das sind große Veranstaltungen, in denen die Hunde aller Rassen gerichtet werden, deren Standard beim FCI beschrieben wird. Hier lassen sich neben den Anwartschaften für den nationalen Champion auch die Anwartschaften für den internationalen Champion ergattern, die sog. CACIBs. Pro Rasse bekommen jeweils die tagesbeste Hündin, wie auch der tagesbeste Rüde diesen Tagestitel. Hat man in drei verschiedenen Ländern, vier dieser CACIBs erhalten, darf man seinen Hund einen internationalen Schönheitschampion schimpfen. Das klingt nicht nur wichtig, ist es laut vielen Züchtern auch. Aber ich versichere Euch, Eurem Rüden ist das schnurz.

 

Welche Anwartschaften man benötigt um der Champion eines bestimmten Landes zu werden, recherchiert man am Besten auf den Internetseiten der entsprechenden Landesverbände, wie dem VDH.

 

Tips:

Grundsätzlich ist es ratsam Tier und Halter schrittweise an die Größe der Veranstaltung zu gewöhnen. Fangt am Besten mit einer kleineren KSA bei Euch in der Nähe an. Dort geht es auch viel familiärer und ungezwungener zu und es lassen sich leichter Kontakte knüpfen. Mir persönlich sind die Ausstellungen im Freien am Liebsten. Und je entspannter der Halter, desto entspannter der Hund.

Das Reglement


Bewertungen

Man unterscheidet zwischen den folgenden Bewertungen:

Vorzüglich (V)/Excellent (Exc)

Sehr Gut (SG)/Very Good (VG)

Gut (G)/Good (G)

Genügend (Ggd)/Sufficient (Suf)

Nicht genügend (NGdg)/kein FCI Pendant auf englisch vorhanden

Disqualifiziert (Disq)/Disqualified (Disq)

 

An den entsprechenden Buchstaben wird die Rangfolge des Hundes in seiner Klasse gehängt. Treten beispielsweise zwei Hunde gegeneinander an und einer bekommt ein SG während der andere ein V erhält bekommen die einzelnen Hund die Bewertungen: V1, SG2.

 

Klassen

Dem Alter entsprechend treten nur die Hunde gleicher Altersklassen bzw. Qualifikation und des gleichen Geschlechts bei der Einzelbewertung gegeneinander an.

 

Jüngstenklasse:

Alter von 6 - 9 Monaten (davor Welpenklasse)

 

Jugendklasse:

Alter von 9 - 18 Monaten

 

Zwischenklasse:

Alter von 15 - 24 Monaten


Offene Klasse:

mind 15 Monate alt bis max. 8 Jahre und ohne Startberechtigung in der Championklasse

 

Championklasse:

mind. 15 Monate und bis zum Meldeschluß mit qualifizierenden Titel,  etwa Nationale Championate, aber auch Einzeltitel in den jeweiligen Ländern (in Deutschland: Bundessieger oder VDH-Europasieger)

 

Ablauf


Anmeldung:

Die nationalen/internationalen Ausstellungen (ich bezeichne sie im Folgenden einfach als "große" Ausstellungen, KSAs als "kleine") Anmeldung meist über ein Online Formular, bei den KSAs ist man meist noch mit Papier und Scan zugange wobei sich auch hier langsam die Digitalisierung durchsetzt. Die für die Anmeldung wichtigen Informationen, wie Name von Vater und Mutter, Zuchtbuchnummer  und Chipnummer findest Du auf der Ahnentafel Deines Hundes. 

 

Tipp: es gibt häufig verschiedene Anmeldefristen und je früher man sich anmeldet kann man Geld sparen. Deshalb ist u.a. eine frühzeitige Ausstellungsplanung gut investierte Zeit.

 

Vorbereitungsphase:

In dieser Zeit erhält man von den "großen" immer eine Teilnahmebestätigung und je näher der Termin rückt, desto mehr gibt die Internetseite der Veranstaltung preis. Zu den Details gehören neben der Namen der Richter auch die Hallen- und die Ringnummern, wo man sich am Besten vor Beginn des Richtens einfinden sollte. Manchmal werden den Rassen auch Zeitslots zugeteilt sodaß man sich nicht an der Startzeit der Veranstaltung orientieren muß.

 

Tipp: 

Die Veranstaltungsunterlagen die man zugeschickt bekommt sollte man nicht vergessen ebenso wie den Impfausweis. Ohne gültige Tollwutimpfung wird der Hund den Veranstaltungsort nicht betreten dürfen!

 

Anreise/Ankunft:

In der Regel werden am Eingang die Papiere, sowie die Impfausweise überprüft und im Ausland meist der Chip der Hunde ausgelesen (in Deutschland hatte ich das glaube ich bislang noch nicht erlebt...). Häufig befindet sich direkt am Eingang auch die Katalogausgabestelle. Üblicherweise erhält man als Aussteller einen Katalog umsonst, der entsprechende Hinweis befindet sich auf den Veranstaltungsunterlagen. In dem Katalog befindet sich die Startnummer Deines Hundes. Diese brauchst Du gleich - erst musst Du zu dem Ring, an dem Dein Hund gerichtet wird. Dort nennst Du die Startnummer Deines Hundes, die Du in Papierform auch ausgehändigt bekommst und zu diesem Zeitpunkt, hast Du alle organisatorischen Hürden genommen - nun kann es losgehen!

 

Und nächstes Mal...


Wie der Ablauf im Ring ist erzähle  ich Euch im nächsten Artikel und versorge Euch dabei gleich mit ein paar Tips und Ideen zur Vorbereitung, wie ihr das Ganze zumindest in der Theorie gelassen angehen könnt. Die eine oder andere skurrile Erfahrung werde ich zum Zweck der Selbsttherapie auch loswerden müssen. 

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Kommentare: 2
  • #1

    Sabine Linkenbach (Montag, 30 Januar 2017 11:03)

    Gut und übersichtlich geschrieben, für künftige Deckrüden-Halter eine wichtige, hilfreiche und informative Lektüre!

  • #2

    Gabi (Montag, 30 Januar 2017 17:27)

    Danke für die tolle, ausführliche und hilfreiche Beschreibung, macht mich wirklich neugierig eine Ausstellung zu besuchen. Bin gespannt auf den nächsten Teil.

1 Aufgrund des Kleinunternehmerstatus gem. § 19 UStG erheben wir keine Umsatzsteuer und weisen diese daher auch nicht aus.